Thema Wut: 04/04 // Heute beschließen wir das Thema Wut mit einem kleinen Geheimtipp, der dieses starke Gefühl hervorragend in Text und Bild einfängt. Das Buch „Mein Gewittertag“ ist eigentlich weniger eine Geschichte, sondern vielmehr ein Eintauchen und Durchleben eines sich anbahnenden Wutanfalls, auf eine sensible und besondere Weise.
In „Mein Gewittertag“ geht es um ein Kind, das eines Morgens aufwacht und eine kleine Wolke über sich entdeckt. Es kann sie nicht greifen und es weiß nicht warum, aber sie ist einfach da und geht nicht wieder weg. Im Gegenteil, denn im Laufe des Tages wird sie größer und größer. Beim Zähneputzen ein wenig. Bein Frühstück ein wenig. Bei einem Spaziergang ein wenig mehr. Sein Vater will ihr auf dem Weg etwas schönes zeigen, doch die Wolke ist bereits so groß, dass es die Schönheit nicht mehr sehen kann. Beim Essen dann beginnt das „Gewitter“ seinen Lauf zu nehmen und endet schließlich mit einem heftigen Ausbruch.
Die Wolken haben eine tolle Symbolik für die schlechten Gefühle und die Wut. Sie fangen klein an und wachsen. Sie sind da und man kann nichts gegen sie machen. Sie verdecken manchmal sogar den Blick auf das Schöne und lassen alles nur grau erscheinen. Und auch das Gewitter verbildlicht im Buch so passend den Gefühlsausbruch. Der Regen als Tränen, Blitz und Donner zum Entladen der Wut im Bauch.
Jule Wellerdiek schreibt das Buch in der Ich-Perspektive, wodurch man sich beim Zuhören gut in die Situation hineinversetzen kann und das Mitfühlen wird noch etwas intensiver. Die schönen (leicht melancholischen) Aquarell-Illustrationen unterstreichen zudem wunderbar die ganze Stimmung. Man spürt auf allen Seiten, wie hilflos das Kind seinem Gefühlsleben ausgeliefert ist und wie überwältigend diese Wut sein kann. Man möchte es eigentlich die ganze Zeit in den Arm nehmen und es trösten.
Doch zum Glück folgt ja auf jedes Gewitter irgendwann wieder der Sonnenschein und auf ein besonders heftiges Gewitter manchmal sogar ein wunderschöner Regenbogen. So ist es auch in „Mein Gewittertag“ und beides hat ebenfalls eine wunderbare Symbolik.
Beim Lesen des Buches begibt man sich gemeinsam mit seinem Kind auf die Reise durch so einen Gefühlsausbruch, daher eignet es sich wirklich sehr gut, um Kindern zu vermitteln, dass es ganz normal ist, dass man an manchen Tagen einfach diese schlechte Gefühle hat und es ok ist, wütend zu sein. Es zeigt aber auch, dass nach der Wut und dem Gefühlschaos meistens alles wieder gut wird. Es kann so für Eltern oder auch Erzieher*innen gut als Einstieg in ein Gespräch über schöne und nicht so schöne Gefühle dienen.
Wir Eltern sind absolut begeistert von dem Buch. Für die Kinder war es wahrscheinlich zunächst eine ungewöhnliche Leseerfahrung, zumindest haben sie beim ersten Lesen ziemlich gebannt zugehört. Aber durch das anschließende Erklären und Sprechen über das Thema waren sie dann ziemlich fasziniert, haben Fragen über Fragen gestellt und wollten das Buch seitdem wieder und wieder vorgelesen bekommen.
Altersempfehlung: ab 3 Jahre
Seitenzahl: 40 Seiten
Kinderbewertung:
Idee: ❤️❤️❤️❤️❤️
Geschichte: ❤️❤️❤️❤️❤️
Illustrationen: ❤️❤️❤️❤️❤️
Spannung: ❤️❤️❤️❤️
Lesespaß: ❤️❤️❤️❤️
Gesamtbewertung: ❤️❤️❤️❤️❤️
Die gebundene Ausgabe ist bei Amazon für 12,95€ erhältlich. Weitere Infos zum Buch findet ihr hier.
Blick ins Buch: