Vor einiger Zeit landete eine nette Einladung im Mutterherzen-Postfach, ob wir nicht Lust hätten, an einer Themenwoche über „Stress und Überforderung im Elternalltag“ teilzunehmen und einen Beitrag dazu zu schreiben. Ein wichtiges Thema, über das viel zu wenig gesprochen wird, daher war klar, dass wir auf jeden Fall dabei sind. Und zwar mit einem ganz persönlichen und ehrlichen Beitrag, denn alle Mamas und Papas in unserem Mutterherzen-Team kennen den alltäglichen Stress, den das Elternsein mit sich bringt und jeder von uns hat schon Situationen erlebt, in denen wir schlicht weg überfordert waren.
Jede Phase, die unsere Kinder durchleben bringt seine Schwierigkeiten und Herausforderungen mit sich. Sei es Schlafmangel, der uns unsere Kraft und Geduld raubt. Seien es Geschwisterstreits, die uns den letzten Nerv rauben. Oder seien es die unzähligen Wutanfälle, die es zu Begleiten gilt. Ich bin ganz ehrlich, der Alltag mit unseren Kindern hat uns schon das ein oder andere mal an unsere Grenzen gebracht. Oder sogar darüber hinaus. Aber das ist ganz normal, denn wir sind ja keine stressresistenten Maschinen. Und ganz bestimmt bekommt man nicht plötzlich irgendwelche Eltern-Superkräfte, nur weil man ein Kind in die Welt gesetzt hat. (Auch wenn unsere Sprüche der sarkastischen Art das manchmal glauben lassen 😉)
Aber ich habe irgendwann festgestellt, dass viel von meinem Stress von mir selbst auferlegt war. Zum Beispiel durch eine falsche Erwartungshaltung an mein Elternsein. Teilweise, weil mein Blick zu sehr auf andere Eltern gerichtet war, teilweise durch meine eigene Kindheit und teilweise durch den falschen Glauben, immer in allen Bereichen perfekt sein zu müssen. Ich bin daher in mich gegangen und habe mir eine ganze Menge Druck und Stress selbst genommen, indem ich meine Einstellung und Sichtweise geändert habe.
1️⃣ Ja ich bin überfordert
Zunächst mal musste ich mir bewusst werden, dass ich tatsächlich mit vielen Situationen im Elternalltag überfordert war und es noch immer ab und zu bin. Aber sich das einzugestehen bedeutet nicht zu versagen – ganz im Gegenteil. Es ist der erste wichtige Schritt das Problem anzugehen. Denn nur wenn man weiß, dass man an sich selbst, seinen Abläufen und Ritualen und vor allem seiner eigenen Erwartungshaltung ansetzen muss, kann wirklich Besserung eintreten.
2️⃣ Ich rede offen darüber
Für mich war danach ganz wichtig, dass ich von dem Moment an einfach offen damit umgehe. Ich habe im Gesprächen einfach frei heraus darüber gesprochen, was im Alltag mit den Kindern nicht so gut läuft. Dass ich nicht wie im Lehrbuch alle Situationen mit Seelenruhe begleiten kann, meine Geduld nicht unendlich ist und mir an manchen Tagen die Energie ausgeht. Nicht mehr eine Fassade aufrechterhalten zu müssen, alles locker flockig zu schaffen, hat schon eine menge Druck und Stress von mir genommen.
3️⃣ Ich vergleiche mich nicht mehr mit anderen Eltern
Nachdem ich aufgehört hatte irgendeine „Mama-Show“ nach außen zu spielen, war für mich der nächste Schritt, mich nicht mehr mit anderen Eltern bzw. unsere Kinder mit anderen zu vergleichen. Denn Tatsache ist, Kinder sind unterschiedlich herausfordernd, weil Kinder nun mal vollkommen unterschiedlich sind. Genauso wie wir Eltern. Einige Kinder sind ruhig, andere wild. Einige sind willensstark, autonom, gefühlsstark oder eben auch nicht. In jedem Fall lässt sich Elternschaft dadurch einfach nicht vergleichen und sobald man damit aufhört, kann man sich viel besser den Bedürfnissen seiner eigenen Kinder widmen.
Gedanken wie:
„Bei anderen sieht alles so leicht aus.“
„Was machen wir falsch?“
„Warum schaffen die das alles und wir nicht?“
gehören damit der Vergangenheit an und das ist ebenfalls sehr befreiend.
4️⃣ Ich muss nicht mehr alles perfekt machen
Aber die Frage ist ja ohnehin, müssen wir überhaupt alles schaffen. Müssen wir neben den Kindern den Haushalt perfekt schmeißen? Müssen wir den Kindern nach der Kita noch Sport, Musik, Tanz, etc. ermöglichen? Müssen wir in allen Bereichen des Elternseins immer perfekt sein?
Und für mich lautet die Antwort darauf klar und deutlich: NEIN!
Wichtig ist nur, dass es den Kinder UND den Eltern gut geht. Daher nehme ich mir ab und zu einfach die Auszeit, die ich brauche, auch wenn das Bedeutet, dass die Kinder in dieser Zeit ihr Zimmer in das blanke Chaos verwandeln. Denn tatsächlich geht die Welt nicht unter, wenn das Kinderzimmer mal ein paar Tage nicht tip top aufgeräumt ist.